Interview Kathrin Donhauser
Frau Donhauser, Sie sind bei der Wiener Städtischen für das Recruiting verantwortlich – welcher ist Ihr erster und wichtigster Rat für Menschen, die sich um einen Job bewerben?
Prinzipiell ist es bei jeder Bewerbung wichtig, authentisch zu bleiben. Es hat keinen Sinn, sich in einem Gespräch zu verstellen, um dann irgendwann draufzukommen: Hey, man passt offenbar doch nicht so gut zusammen. Das ist sowohl für die Bewerberin oder den Bewerber als auch für das Unternehmen mühselig und kostet alle Beteiligten nur unnötig Zeit und Energie.
Wenn wir von „authentisch“ sprechen – welche Voraussetzungen sollte man mitbringen, wenn man sich bei der Wiener Städtischen bewirbt?
Das kommt nicht zuletzt darauf an, für welche Position man sich bewirbt. Für den Außendienst, bei dem sich vieles um Kommunikation dreht, braucht man andere Skills als für den Innendienst, wo es stärker um das fachspezifische Know-how geht. Insgesamt sollte aber die innere Einstellung zum Unternehmen und zum Job passen.
Wie erkennt man, ob das der Fall ist?
Also beispielsweise bei den Lehrlingen: Da wird sehr schnell nach der Bewerbung das Berufsbild besprochen. Dann entscheidet sich, ob man den „Job leben“ will, wie wir das gern nennen. Will man den eigenen Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten? Will man Eigenverantwortung übernehmen, sich einbringen und auch erkennen, welche Rolle man in unserer Firmenkultur übernehmen will?
Das heißt, man muss für die Wiener Städtische geboren sein?
Nein, nicht geboren sein, aber sich doch mit unseren Werten identifizieren. Unabhängig von der Vorerfahrung, gibt es bei uns die Möglichkeit, auch als Quereinsteigerin oder Quereinsteiger Fuß zu fassen. Wir nehmen beispielsweise auch gern junge Menschen, die die Schule abgebrochen haben, also Menschen, die vielleicht einmal gescheitert sind und daraus ihre Erfahrungen gemacht haben, die einen gewissen Reifungsprozess durchlaufen und sich wieder hochgerappelt haben.
Also Kämpfertypen?
Ja, auch Kämpfertypen. Nicht zuletzt im Außendienst – der hat viel mit Eigenverantwortung und Selbstorganisation zu tun. Außerdem braucht man einen gewissen Erfolgswillen und Freude daran, sich zu matchen. Wir haben Zielvorgaben und interne Auszeichnungen. Erfolg und Engagement werden bei uns honoriert und wertgeschätzt.
Aus Ihrer Erfahrung – haben Sie ein paar praktische Tipps, was man bei einer Bewerbung eher nicht tun sollte?
Man sollte auf keinen Fall Gleichgültigkeit ausstrahlen. Also beispielsweise Massenbewerbungen ausschicken, die keinen Bezug zum Unternehmen haben. Man sollte sich vorab mit der Position auseinandersetzen – und dabei auch mehr tun, als sich auf der Homepage über den potenziellen Arbeitgeber informieren – sich beispielsweise mit der Marke auseinandersetzen, mit Bekannten über uns sprechen, sich ganz einfach vorbereiten. Wir sind auch auf Messen und Schulen und gehen Kooperationen mit Unternehmen und Universitäten ein. Da gibt es schon viele Anknüpfungspunkte, und genau diese wollen wir bei unseren Bewerberinnen und Bewerbern auch finden.
Verraten Sie uns noch ein paar konkrete Dont’s?
Lassen Sie mich überlegen … ja, doch, beispielsweise Profilbilder, die verkehrt in den Lebenslauf eingefügt werden. Das strahlt ganz starkes Desinteresse aus. Das wollen wir nicht. Wir wollen mit unseren Bewerberinnen und Bewerbern auf Augenhöhe kommunizieren – und zwar wechselseitig.
Gibt es auch besonders gute Erfahrungen?
Aber ja, natürlich! Gerade zuletzt in der Coronazeit. Junge Leute, die sich mit Anzug und Krawatte in tipptopp aufgeräumten Zimmern pünktlichst vor die Webcam gesetzt haben. Das war fantastisch: sich einfach auf die neue Situation eingestellt und das Beste daraus gemacht. Solche Menschen suchen wir. Für alle Bereiche.