Interview Claudio Mette
Der Tormann in der Wir-AG
Claudio Mette ist jemand, der gern das Schlimmste verhindert. In der Freizeit tut er das, indem er als Tormann dafür sorgt, dass die Bälle und Pucks der Gegner nicht im eigenen Netz landen. Das bewerkstelligt der Kärntner bei drei verschiedenen Mannschaftssportarten: Fußball, Land- und Eishockey.
Beruflich versucht der Vertriebsprofi der Wiener Städtischen, Schäden, Notfälle oder Schicksalsschläge zumindest finanziell so gut wie möglich abzufedern. „Das ist sicher meine stärkste Motivation: dass ich den Menschen helfen kann, wenn etwas passiert, dass ich ihnen Risiken abnehme, dass ich für sie Probleme löse.“
Perfekte Ergänzung
Dass der 35-Jährige erfolgreich arbeitet und noch dazu Spaß dabei hat, liegt wiederum daran, dass er sich Strukturen und Abläufe geschaffen hat, die zu ihm passen. Wie im Sport hat er sich auch da ein Team gesucht, mit dem er gut zusammenarbeitet – ein Team, in dem jeder seine Stärken einbringt und Schwächen ausgeglichen werden.
„Wir sind drei konträre Typen in unserem Team. Dadurch ergänzen wir uns optimal: Ich bin manchmal ein bisschen temperamentvoll, ein bisschen ungestüm“, erzählt Claudio. „Meine beiden Kollegen sind 15 und 30 Jahre älter, bringen entsprechende Erfahrung und Expertise mit und holen mich wieder runter, wenn ich mich mal verrenne“, schildert er die Teamdynamik. „Auf der anderen Seite bin ich der technisch Affinste und ein bisschen der Troubleshooter im Team.“ Also wie beim Fußball: rauslaufen, wenn der gegnerische Stürmer aufs Tor zuläuft.
Profitiert hat Claudio dabei nicht zuletzt von seiner Ausbildung. Damals, 2005, hatte die Wiener Städtische gerade die Lehrlingsausbildung neu aufgesetzt: extrem praxisorientiert, viel Kundenkontakt, die Möglichkeit, auch als Lehrling Provisionen zu lukrieren, und die Unterstützung durch eine/n MentorIn. „Da habe ich sofort in die richtige Spur gefunden. Ich finde die Methode sensationell und bin inzwischen selbst als Mentor tätig.“
Disziplin schafft Spielraum
Seinen Schützlingen versucht er nicht zuletzt mitzugeben, dass Disziplin auf allen Ebenen Freiheiten schafft. „Dadurch, dass ich mir die Arbeit gut einteile, komme ich fast immer zwischen 17 und 18 Uhr nach Hause.“ So gehen sich dann auch die zehn Stunden wöchentlichen Trainings und die Matches am Wochenende aus. „Die Erfahrungen abseits des Büros sind sicher wichtig. Und dazu braucht es auch einen gewissen Ausgleich“, meint Claudio. „Bei mir ist es eben der Sport. Wenn man bei einer Landhockey-WM auf den Bermudas in der Endrunde steht, dann ist das schon was! Das gibt Kraft und Selbstbewusstsein. Das hilft einfach weiter.“
Von der Ich-AG zur Wir-AG
Wie gut Claudios Team funktioniert, zeigt nicht nur das Zwischenmenschliche, sondern auch der berufliche Erfolg. „Voriges Jahr waren wir alle drei unter den österreichweit 40 besten Verkäuferinnen und Verkäufern. Das ist sensationell. Wir arbeiten zwar letzten Endes auf eigene Rechnung, ziehen uns aber gegenseitig hoch. Das ist extrem motivierend.“ Man könnte auch sagen, dass sich hier drei Ich-AGs zu einer Wir-AG zusammengeschlossen haben – eine Strategie, die offenbar voll aufgeht.